Wir haben in diesem Sommer eine tolle Reise unternommen. Am ersten Mai sind wir in Sizilien gestartet. Auf den 680 Meilen nach Volos/Griechenland hatten wir einige technische Probleme. Die haben wir alle gelöst und waren am 10. Juni bereit für die eigentliche Reise dieses Jahres: ins Schwarze Meer bis nach Poti in Georgien. Bald liegen 3.000 Meilen in Kielwasser dieses Jahres.
Die DADD ist ein Amateur Seglerverein in der Türkei. Er wirbt für die Fahrtensegelei an sich. Er wirbt aber auch für die touristische Erschließung mancher Gebiete der Türkei. So hat DADD in diesem Jahr zum dritten mal eine Rally ins Schwarze Meer organisiert. Für uns war dies eine einmalige Gelegenheit, in dieses Revier zu segeln.
Wenn man so will, war das ein bisschen betreutes Segeln. Wir waren 10 Schiffe und die Fahrt war exzellent vorbereitet. Wir wurden fast in allen Häfen von Honoratioren begrüßt. Einige Städte haben sogar die Fischerboote in eine Ecke des Hafens verlegt um uns Platz zu machen.
So war es uns möglich, diese tolle Reise entlang der grünen Küste Anatoliens zu machen.
Die gesamte Schwarzmeerküste ist ein einziger Legerwall. Der vorherrschende Wind ist nördlich und die See hat dann einen riesen Fetch. Unangenehme Wellen sind also garantiert und natürlichen Schutz gibt es nicht. Also ist man auf Häfen angewiesen. Die gibt es auch alle 20-40 Meilen.
Man kann sich aber nicht auf die Häfen verlassen. Ganz selten rechnen diese Häfen mit Yachties. Sie sind auf die Belange der Fischer ausgerichtet.
In einem Hafen kurz vor Sinop wurde das ganz deutlich als uns ein Fischer direkt angegriffen hat. Wir hatten an „seinem Pier“ festgemacht. Platz gab es genug, aber der Hitzkopf hat voller Wut sein Boot absichtlich gegen unseres gerammt. Der Schaden war mit zwei Stunden Arbeit des Skippers repariert. Aber der Vorfall zeigt, dass es hier keine Marinakultur gibt.
Wir waren zwei Monate im Schwarzen Meer unterwegs. Eine Marina mit Duschen etc. gibt es hier nirgends. Manchmal bekamen wir Strom. Das war oft nett gemeint aber nicht hilfreich. 10 Yachten an einem Dreifachstecker. Das kann nicht gehen.
Die Vorstände vom DADD haben diese Reise toll organisiert. Die Gemeinden haben uns die Häfen freigeräumt und uns zum Essen eingeladen. Auf diese Weise war uns eine sehr interessante Reise möglich. Hinzu kamen viele Ausflüge mit dem Kleinbus zu Sehenswürdigkeiten in der Region.
Kann man auf eigene Faust ins Schwarze Meer segeln? Ich denke, ja. Aber gemütlich wird es nicht immer sein. Einfach weil die Infrastruktur fehlt. Manche Häfen sind versandet, manche voller Fischer.
Muss man Angst haben? Ich denke, Nein. Auf der ganzen Reise und in allen Städten haben wir uns immer sicher gefühlt.
Unsere kleine Flottille wurde von zwei Vorständen des DAAD angeführt. Das war etwas mau. Die Herren hatten zwar nette Schiffe, aber erkennbar keine richtige seemännische Ausbildung. Sie konnten Seekarten nicht richtig lesen und der vorgeschriebene Funkschein wurde beim Einklarieren durch eine Strafzahlung ersetzt.
Die türkische Kultur hat den Männern in dieser Situation nicht geholfen. Im Laufe der Reise führte der Unterschied in der Kompetenz zu Spannungen mit den anderen Skippern in der Flottille.
Es war eine tolle Reise, die wir bestimmt nicht missen möchten. Jetzt sind wir aber auch froh, wieder ganz selbstbestimmt zu Segeln.
Nach der Sturmnacht westlich von Istanbul genossen wir 40 Meilen weiter westlich einen schönen Abend im Marmarmeer.