Vier Tage Istanbul

Zeit für Besichtigungen, zum Einkaufen und für Arbeiten am Schiff. Und für die Türken natürlich zum wählen. Nach der annullierten Wahl zum Oberbürgermeister geht es diesen Sonntag in die zweite Runde. Wir spüren eine Spannung.

Am 20. Juni treffen wir gegen Abend im der Marina von Arteköy ein. Arteköy liegt auf der europäischen Seite relativ nah am alten Zentrum. Die Marina bietet besten Komfort und ist hervorragend bewacht. Nur das Wasser ist schlimm. So viel Abfall haben wir in keiner Marina zuvor gesehen.

Unsere türkischen Freunde machen ihre Schiffe fest und gehen erst mal nachhause. Der DADD hat für uns Ausländer am nächsten Tag einen Bus organisiert eine nette Fremdenführerin zeigt zeigt uns die wichtigsten Sehenswürdigkeiten.

Diesen Brunnen hat Kaiser Wilhelm II der Bevölkerung von Istanbul geschenkt. Er brachte zum ersten mal frisches Wasser in die Gegend an der antiken Rennbahn brachte. (Zu römischer Zeit war die Stadt in Sachen Wasser schon deutlich weiter).

Unsere Damen machen sich bereit zum Besuch der blauen Moschee. (Florence aus der Gegend südlich von Bordeaux, Elisabeth aus Rotterdam und Martina aus Mannheim).

Die blaue Moschee ist außen mausgrau und innen blau. Davon haben wir leider nicht viel gesehen weil gerade renoviert wird.

Innen geht es eher schmucklos zu. Der Koran verbietet die Darstellung von Menschen, Heiligen oder Göttern. Daher bleiben nur geometrische Muster, so auch in den Glasfenstern.

Michelangelo, Bach … Alles, was den intellektuellen und künstlerischen Reichtum unserer Welt ausmacht, ist hier nicht sichtbar.

Wenige Fußminuten entfernt ist die Hagia Sophia. Sie war rund 960 Jahre Christliche Kirche und 450 Jahre Moschee. Auch während dieser Zeit bot sie aber auch einige Räume für die Christen. Unter Atatürk wurde die Hagia Sophia entweiht und zum Museum gemacht. Atatürk, der die moderne, säkuläre Türkei gründete, wollte haben, dass dieses geschichtsbeladene Gebäude Menschen aller Religionen offen steht. Gerade vor ein paar Wochen machte ein Herr E. den Vorschlag, die Hagia Sophia wieder zur Moschee zu machen. Wie sich die Zeiten ändern, wenn die Bürger nicht aufpassen.

Insgesamt erlebten wir einen sehr interessanten Tag der uns auch in den Palast der Sultanführte. Auch hier besteht aller Schmuck der Palasträume nur aus zusammenhanglosen Mosaiken mit geometrischen Mustern.

Es ist unmöglich, hier sehr viel über Istanbul zu berichten. Die riesige Stadt ist jedenfalls eine Reise wert.

Hier der große Basar. Hier gibt es alles. Von der Levi’s Jeans für 25€ bis zu edlem Goldschmied.

Oder hier im Judenviertel. Etwas ärmer:

Der Gewürzmarkt:

Der Galata-Turm:

Ach ja, die Wahl. Die Bürger haben sich für die annullierte Wahl zuvor gerächt. Der Jubel ist groß.

1000 Meilen nach Istanbul

Auf unserer Fahrt durch das Marmarameer haben wir für die Nacht bei der Insel Marmara geankert. Hier wird seit Menschengedenken Marmorstein abgebaut. Im Sonnenuntergang leuchten die riesigen Steinbrüche.

Ruhig liegt unser Schiff in der Abendsonne.

Um halb sieben heute morgen ging es wieder weiter. Zuerst unter 3-4 Segeln zügig nach Osten. Dann kam uns ein Kabelleger in den Weg und wir mussten direkt nach Nord durch das Verkehrstrennungsgebiet. (Hier herrscht ein großer Frachterverkehr. Daher sind zwei große Einbahnstraßen in die Seekarte eingezeichnet. Jede etwa 3 Meilen breit. Die großen müssen sich in diesen Straßen halten. Wir kleine dürfen solche Gebiete nur im rechten Winkel queren.)

Die Querung des Verkehrstrennungsgebiets ging auch noch unter Segeln. Danach waren wir zu weit nördlich und bekamen den Wind direkt von vorne. Die letzten 25 Meilen nach Istanbul mussten wir die Maschinen dazu nehmen.

Wir haben Anfang Mai Syrakus in Sizilien verlassen. Zuerst sind wir nördlich nach Kalabrien. Dann nach Osten, quer rüber nach Patras, Griechenland. Von hier weiter nordöstlich durch Griechenland. In der gleichen Richtung nach Istanbul. Bis hier waren es über tausend Seemeilen.

Cannakale, Bürokratie und Troja

Alle unsere Schiffe passen noch rein in den kleinen Hafen von Cannakale. Wir sehen schon das Trojanische Pferd aber an Land dürfen wir nicht. Zuerst müssen wir Einklarieren. Also offiziell mit dem Schiff in die Türkei einreisen.

Als erstes müssen wir zum Hafenbüro. Dort werden die Papiere gecheckt und kopiert. Registrierung des Schiffs, Versicherungsbestätigung, Führerscheine, Reisepässe und Crewliste. Dazu ist ein schöner Formularsatz mit fünf Durchschlägen auszufüllen. Die Eintragungen auf dem Formular werden zwar nicht gelesen, dafür wird jeder Durchschlag zweifach gestempelt und unterschrieben.

Danach mit den Kopien zur Hafenpolizei. Der Beamte tippt alle Daten in einen Computer ein. Es macht das gründlich, was natürlich 20 Minuten pro Schiff dauert. Krönender Abschluss sind wiederum zwei, diesmal größere, Stempel auf einem Dokument, das der Computer ausgedruckt hat.

Dann mit dem Ganzen zum Zoll. Dort werden nochmal Kopien gemacht. Diesmal ganz modern mit dem Smartphone. Noch einen schicken Stempel auf unseren Durchschlag vom Formularsatz und schon sind wir fertig.

Das hat keine zwei Stunden gedauert, weil der DADD Verein gute Beziehungen zu den Ämtern hat. Normalerweise würde man das ohne einen Agenten alleine gar nicht schaffen.

Am nächsten Tag erfahren wir, dass wir noch eine „Blue Card“ kaufen müssen. Die kostet 10 Lira (etwa 1,30€) und speichert die Schiffsdaten. Jedesmal, wenn wir in einem Hafen unseren Schwarzwassertank leeren lassen, soll das dann auf dieser Karte gespeichert werden. Eine tolle Umsetzung internationaler Regulierungen. Doof ist nur, dass es im Umkreis von 300 Meilen keinen einzigen Hafen mit funktionierender Absauganlage gibt.

Endlich dürfen wir raus in die quirlige und sympathische Stadt.

Am nächsten Tag besuchen wir das große Marinemuseum in dem der Ereignisse im 1. Weltkrieg gedacht wird.

Ein Nachbau des berühmten Minenlegers „Nusrat“.

Krupp-Kanonen und eine große Sammlung von Kleinen und Torpeedos.

Nachmittags besuchen wir die Ausgrabungen von Troja. Natürlich steht auch dort ein Nachbau des berühmten Trojanischen Pferdes.

Der Abend klingt aus mit allerlei Essen und Trinken.

Durch die Dardanellen

Die Dardanellen sind die Meerenge, die das Mittelmeer mit dem Marmarameer verbindet. Sie trennen Europa von Asien. Wenn man von Westen einfährt, liegt links Europa und rechts Asien. Alles ist türkisches Staatsgebiet.

Von Liros kommend hatten wir rund 60 Meilen hinter uns, als wir am Abend an der nördlichen Seite der Einfahrt in die Dardanellen den Anker warfen. Nach und nach trafen die anderen Schiffe unserer Flottille ein.

Über der Bucht steht ein riesiges Denkmal, das an die furchtbare Schlacht von Gallipoli im Jahr 2015 erinnert. Eine Armada der Alliierten hatte im März 2015 versucht, sich den Weg durch die Dardanellen frei zu schießen was durch die exzellente Artillerie der Türken nicht gelang. (Die Türken hatten Krupp-Kanonen). Nach wenigen Tagen war die Seeschlacht entschieden. Der kleine Minenleger „Nusrat”, der 1911 in Kiel gebaut wurde, verlegte nachts unentdeckt 26 Minen. Diese werden der Armada zum Verhängnis. Drei riesige Schlachtschiffe werden versenkt. Die Arma gab auf. Einige Wochen später setzten die Alliierten Landungstruppen ein und besetzten die Halbinsel. Was folgte, war ein verlustreicher Stellungskrieg bei Gallipoli.

Das Denkmal leuchtet bei Nacht blutrot und erinnert an die über 110.000 Männer, die auf beiden Seiten sterben mussten.

Am Morgen des nächsten Tages kämpfen wir uns gegen den Strom, der uns mit 3kn entgegensteht, an. Ein heftiges Gewitter mit Böen von bis zu 35Kn und ordentlichem Platschregen macht uns wenig aus. Wir stehen gemütlich im Innensteuerstand und trinken Kaffee. Mit kleinen Drehungen am Rädchen des Autopiloten halten wir uns immer nah am Rand des Kanals, wo die Strömung etwas geringer ist.

Gegen Mittag machen wir im Hafen von Cannakale fest. Wir müssen in der Türkei einklarieren. Oh Heiliger Sankt Bürokratius!

Limnos

Am Abend des 12. Juni erreichen wir die Insel Limnos. Von Planitis Bay waren es etwa 60 Seemeilen. Die erste Hälfte mussten wir unter Maschine fahren, dann kam Wind auf. Wir setzten alle vier Segel und rauschten über das Meer.

Myrinia ist ein nettes Städtchen wo wir zum letzten mal in Griechenland einkaufen können. Da es Allah so gefällt werden Bier und Wein in der Türkei viel teurer sein als hier. Also wird der Supermarkt geräumt.

Ab morgen werden die Schiffe etwas langsamer sein, wegen des vielen Ballasts.

Auf Limnos gibt es so gut wie keine Touristen obwohl man hier Spuren von 5000 Jahren Menschheitsgeschichte studieren kann und es schöne Landschaften gibt.

Am Abend treffen sich alle DADD Rally Segler zum gemeinsamen Abendessen.

Damit endet unser kurzer Besuch auf Limnos. Auf der Rückreise werden wir sicher wieder hier halt machen.

Nördliche Sporaden mit beinahe Katastrophe

Gegen sechs Uhr verlassen wir die Bucht Agnontas und fahren der aufgehenden Sonne entgegen nach Nordosten.

Leider ist kein Wind da. Wir tuckern gemütlich unter Maschine und genießen den Ausblick.

Zur Mittagszeit erreichen wir die Planitis Harbour, eine traumhaft schöne Bucht im Norden von Panagia.

Die Einfahrt ist nur 80m breit. Dahinter öffnet sich eine großer Naturhafen.

Ganz hinten finden wir einen Teil der kleinen Flotte. Wir waren offensichtlich nicht die Einzigen, welche die Etappe hierher selbst gestaltet haben. Wir suchen uns einen Platz in der Nähe der anderen Schiffe.

Auf 8m Wassertiefe senken wir den Anker und stecken 30m Kette. Mit beiden Maschinen im Rückwärtsgang graben wir den Anker fest ein. Motore aus – himmlische Stille. Unser Kühlschrank spendiert eine eiskalte Schorle.

Später schwimme ich ein paar Runden ums Schiff während Martina im Schiff räumt.

Unser Signalhorn funktioniert schon seit Sizilien nicht mehr. Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, mich auf die Fehlersuche zu machen.

Ich bin tief in die Schaltung versunken und versuche zu ergründen, woher die 9,3 Volt kommen, die ich über dem Horn messe. Als ein spitzer Schrei die Bucht aufweckt. Dem Schrei folgt ein leicht panisches Fritz-Fritz-Fritz.

Im Wasser schwimmt Martina und leicht abgekoppelt daneben ihr linker Arm. Sie war etwas unkonzentriert ins Wasser geköpft und hat sich den Arm ausgekugelt.

Durschschnaufen, Ruhe bewahren. Wie bekommen wir Sie bei den Schmerzen wieder an Bord? Sie sagt, es tut am wenigsten weh, wenn der Arm nach oben zeigt. Ich springe ins Wasser, binde Ihre linke Hand an eine Leine und krabbel damit wieder an Deck. Jetzt kann Tina mit einer Hand die Leiter hoch klettern, während ich den linken Arm an der Leine hochziehe. Ein Spaß war das nicht. Zehn Minuten später lag sie im Cockpit. Und jetzt? Wie bekommen wir den Arm wieder eingekugelt?

Über UKW Kanal 73 rufe ich alle Schiffe in der Bucht. Erzähle etwas von ausgekugeltem Arm und frage, ob jemand uns helfen kann. Ich bekomme schnell eine Antwort, die ich nur teilweise verstehe. „… he is a doctor. I will call him …”. Also abwarten. In den nächsten Minuten beobachte ich, wie auf zwei Schiffen die Beiboote fertig gemacht werden. Zehn Minuten später sind beide Boote da. Eines mit Hanneke aus Holland, Physiotherapeutin. Im anderen ist Zafer, unser Kommodore. Er ist Arzt, wie wir jetzt erfahren. Noch nie haben wir Menschen so auf unserem Schiff willkommen geheißen wie diese beiden..

Ein kurzes Vorgespräch, „… Sie müssen in ein Krankenhaus… Das ist zu weit und wie … Einrenken ist sehr schmerzhaft … Das wird es in der Klinik auch sein …Also gut, ich werde es versuchen… Aber wir müssen sie rum drehen, damit ich richtig ziehen kann … „, klärt die Lage.

Zafer macht die Griffe richtig gut. Wenige Sekunden später ist der Arm wieder im Gelenk. Einige leider schmerzvolle Wochen der Erholung werden folgen.

Die Reise ist gerettet. Wir können weiter segeln. Das Schiff beherrschen wir auch mit eingeschränkter Kraft.

Zumal das Meer am nächsten Tag sehr ruhig ist.

Wir sind Zafer und Hanneke sehr dankbar für Ihre Hilfe. Wieder einmal erlebten wir, dass Segler allermeistens gebildete und gleichzeitig handfeste Menschen sind.

DADD Rally Black Sea

Die DADD ist ein türkischer Seglerverein, der seit ein paar Jahren verschiedene Rallys organisiert. Am Stand der Türken auf der Boot in Düsseldorf haben wir davon erfahren und uns spontan zur Rally ins Schwarze Meer angemeldet.

Die Reise geht entlang der Route der Argonauten von Volos in Griechenland bis nach Poti in Georgien. Bis zurück nach Istanbul sind das rund 1.800 Seemeilen. (1SM=ca1,8Km)

Wir sind 17 Schiffe. Die meisten aus der Türkei. Dabei sind aber auch Holländer, Franzosen und Deutsche.

Am 8. Mai trafen wir uns im Hafen von Volos. Beim Ouzo und leckeren Proben aus der griechischen Küche gibt es ein erstes Kennenlernen.

Am 9. Mai machen manche eine kleine Exkursion, Andere bereiten noch ihr Schiff vor. An die Sage von Jason und seine Argonauten erinnert ein großes Denkmal in Volos.

Am Abend gibt es auf dem Platz vor der Kirche ein großes Konzert mit griechischer Volksmusik.

Wer will, kann ja mal reinhören.

Am Montag, 10 Juni geht es los. Wir haben eine Strecke von rund 60 Meilen vor uns. Um sechs Uhr verlässt unsere kleine Flotte den Hafen von Volos.

Eine Schnellfähre rauscht auf glattem Wasser an uns vorbei.

Der erste Tag der Rally endet für uns in einer schönen Bucht namens Agnontas im Süden der Insel Skopelos. Es ist wunderbar still.

Die Flottille hat für heute ein anderes Ziel. Das liegt aber weiter nördlich und ist bei dem herrschenden Wind nur mithilfe der Motoren erreichbar. Dazu hatten wir keine Lust.

Am Dienstag lichten wir kurz vor Sonnenaufgang den Anker um zu den Anderen aufzuschließen. Sehr schön.

Ende der ersten Etappe 2019

Unser Hauptziel in diesem Jahr ist die Teilnahme an der DADD Rally Black Sea, welche am 10.06. in Volos startet. Daher standen wir etwas unter Zeitdruck, als wir vor fast einem Monat in Sizilien starteten.

661 Seemeilen später liegt die Fastnet Lady in der Bucht von Achillio sicher an einem kleinen Pier.

Achillio ist ein kleiner Ort mit einem ebenso kleinen Marinemuseum, das Gebäude links.

Von hier aus haben wir nur noch 22 Meilen nach Volos.

Die Reise hierher brachte einige technische Herausforderungen. Die konnten wir aber alle lösen. Das Schiff ist nun bereit für die lange Reise.

Bevor diese startet, fliegen wir für eine Woche nach Hause.

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Zum Schluss noch ein paar Bilder:

Solches „Gras“ hatten wir noch nicht an einer Mooring gesehen:

Abendstimmung an unserem Pier in Achillio:

Termiten und ihre Spätfolgen

Am Sonntag, 19. Mai, haben wir den kleinen Hafen von Oreoi angesteuert. Uns war gesagt worden, dass es hier eine kleine aber kompetente Werft gibt.

In Sirakus hatten wir uns zwei neue Kompressoren für die Kühltruhen einbauen lassen. Leider war der Techniker ein Schlamper und eines der beiden Systeme verlor immer das Frigen. Unsere Hoffnung war, dass wir das hier neu und dicht machen lassen können.

Kaum lagen wir an der Pier, kam der kleine Tanker und hat uns Diesel verkauft. Damit kommen wir bis nach Georgien.

Wir mussten etwas warten, aber am Dienstag kam der Kälteanlagentechniker. Er erkannte schnell die Probleme. Nach einer Stunde Löten und Prüfen hat er das System wieder mit Kühlmittel gefüllt. Hurra, der Kühlschrank geht wieder.

Am Montag hatten wir aber ein viel schlimmeres Problem entdeckt. Schon vor Tagen war uns aufgefallen, dass die Winsch auf dem vorderen Poller etwas schief steht. Unser Verdacht war, dass uns in Syrakus ein Fischer gegen den Bugspriet gefahren ist und damit den Poller nach hinten geknickt hat.

Als ich das analysieren wollte, konnte ich den dicken Balken mit der Hand umknicken. Das ganze Holz war von bizarren Röhren durchzogen und der Bereich darunter völlig verfault.

Vor rund 10 Jahren hatten sich dort Termiten eingenistet, weil an dieser einzigen Stelle beim Bau eine falsche Holzsorte verwendet waren. Nach zwei Jahren konnten unsere italienischen Freunde die Mistviecher endlich ausrotten. Übrig wahren natürlich die Röhren, die nicht ganz zu waren. Dort ist Wasser eingedrungen und hat über die Jahre den dicken Balken verfaulen lassen.

Ich habe dann den ganzen Bereich vom fauligen Material befreit und das Ganze mit einem sehr harten Kitt aufgefüllt. Gleichzeitig machte ich eine Konstruktion für einen Ersatz aus Edelstahl.

In der Nähe fand sich sogar eine Werkstatt, die Inox Material hat und Laserschneidmaschinen, Tafelscheren und Abkantpressen. Alles was man sich wünscht in dieser Situation.

Dort wurden meine Teile ausgeschnitten und zurecht gebogen. Einen Tag später hat der Vater von Dimitris auf der kleinen Werft alles zusammengeschweißt.

Das Ganze passt auf den Millimeter genau.

Nachdem wir alles fest verschraubt und abgedichtet hatten konnte die Verstagung des Bugspriets wieder angebracht werden.

Fertig, die Reise kann weitergehen.

Hier sieht man nochmal das ganze zusammen mit unserer neuen Ankerwinsch.

Kleine Nachtfahrt

Für unsere Fahrt nach Norden haben wir die Route zwischen dem griechischen Festland und der langen Insel Euböa gewählt. Da die Wasserfläche nicht so groß ist sind dort keine besonderen Wellen zu erwarten.

Am Nachmittag des 16. Mai erreichen wir die Stadt Chalkis, die an der Meerenge zwischen Insel und Festland liegt. Eine kleine Brücke verbindet die Stadtteile und tagsüber herrscht reger Verkehr.

Nachts wird für eine Stunde die Brücke auf die Seite geschoben und Schiffe können durchfahren. Die Wartezeit verbringen wir mit der üblichen Bürokratie und bezahlen 35 € für die Passage. Der Supermarkt bringt uns unsere Einkäufe mit dem Auto zum Schiff. Dann haben wir Zeit für ein kleines Abendessen in einer netten Taverne.

Unsere Schiffe liegen im Dreierpack an der Pier. Die Hafenpolizei hat uns gesagt, wir sollen ab 21:30 am Funkgerät rufbereit sein. Das kommt uns doch ein wenig übertrieben vor, also legen wir uns auf die Bank und warten ab. Um 1 Uhr gibt es ersten Funkverkehr mit einem Frachter, der auch durch will. Und um 2 Uhr geht es tatsächlich los. Der Frachter rauscht an uns vorbei und die Segler werden einzeln per Funk aufgefordert loszufahren.

Susanne Radlach mit ihrer kleinen Mistral ist die erste, die ablegt. Wir sind der letzte Segler im Konvoi.

Die zwei Hälften der Brücke sind links und rechts unter die Straße geschoben. Dieses interessante Bauwerk ist seit 1962 in Betrieb.

Eine Stunde später legen wir den Anker. Hier können wir in herrlicher Ruhe noch ein paar Stunden schlafen bevor es wieder weitergeht.

Durch den Kanal von Korinth

Am 13. Mai lichten wir schon früh den Anker und erreichen gegen 9 Uhr den Eingang zum Kanal von Korinth. Da noch Gegenverkehr herrscht, müssen wir fast zwei Stunden warten. Dann geht es los.

Wir führen den Konvoi an. Direkt hinter uns Skipper Pit mit Hedwig und Walter aus der Schweiz auf deren Katamaran. Dahinter 14 weitere Segler.

Der Kanal ist auf der Wasserfläche 23 Meter breit. Neben uns steigen die Wände bis zu 83 Metern in die Höhe.

Es kommt uns eine Strömung mit etwa 1,5 Knoten entgegen. Das produziert auch leichte Wirbel. Die Steuerleute müssen sich konzentrieren damit die Fahrt nicht an den Felsen endet.

Nach der Ausfahrt aus dem Kanal steht uns wieder ein leichter Ostwind entgegen. 20 Meilen weiter werfen wir vor Aegina den Anker. Mit dem Dinghi fahren wir in den Hafen und genießen ein eiskaltes Bier in einer Taverne. Das letzte mal gemeinsam mit Hedwig, Pit und Walter. Unsere Kurse trennen sich hier.

Delphine im Golf von Korinth

Am 11. Mai verlassen wir Patras um im den Golf von Korinth gelangen. Am Anfang geht es durch die Meerenge von Rion und Antirrion. Seit 2004 wird diese durch die längste Drahtseilbrücke der Welt überspannt. Sie ist mehr als 2 Kilometer lang.

Die Brücke bietet 45 Meter Höhe für die Durchfahrt. Da passen wir locker unten durch.

Gegen Abend kommen wir in Galaxidi an. Der Minihafen ist mit einer Charterflotte belegt. Also legen wir uns vor Anker und fahren später mit dem Dinghi in den kleinen Ort.

Auf den Bergen im Hintergrund liegt noch Schnee. In der Sonne ist es aber warm.

Am nächsten Tag besuchen wir mit dem Bus das antike Delphi. Das war sehr interessant aber die Menschenmassen muss man mögen. Da wir am Montag durch den Kanal von Korinth wollen machen wir am Nachmittag noch mal 25 Meilen Strecke. Viele Delphine begleiten uns und machen die Motorfahrt sehr kurzweilig.

Stundenlang tummeln sie sich um das Schiff.


Gegen 20 Uhr erreichen wir Kiation, wo wir eine sehr ruhige Nacht vor Anker verbringen.

Von Kalabrien nach Griechenland

In Rocella lagen wir drei Tage fest. Der Mistral hat wild getobt und machte ein weitersegeln unmöglich.

Das Schiff lag sicher im Hafen und wir sind durch die Gegend gewandert oder haben am Schiff gearbeitet.

Am siebten Mai ist der Sturm endlich vorbei und wir können los. Wir wollen direkt rüber nach Griechenland, genauer gesagt nach Patras. Das sind rund 250 Meilen. Der Deutsche Wetterdienst lässt uns auf eine einigermaßen angenehme Überfahrt hoffen.

Die St. Helena aus der Schweiz mit Hedwig und Pit Schreiber hat das gleiche Ziel. Also haben wir die gemeinsame Abfahrt für 8 Uhr vereinbart. Leider wird daraus nichts. Der Motor ihres Katamarans will nicht anspringen. Wir haben noch eine halbe Stunde gemeinsam den Fehler in der Elektrik gesucht, leider ohne Erfolg. Gegen Neun sind wir ausgelaufen. Piet fand einen Techniker für Yanmar Motore und konnte 10 Stunden später starten. Drei Tage später sahen wir uns in Patras wieder.

Unsere Überfahrt dauerte genau 2 Tage und 5 Stunden. Es waren 252 Meilen, von denen wir etwa die Hälfte gesegelt sind. Die andere Hälfte liefen wir mangels Wind unter Maschine. Die meiste Zeit war kein Land zu sehen und unterwegs nur einmal ein Schiff. Unter uns 2 Kilometer Wasser. Ansonsten Einsamkeit in der riesigen Wasserwüste. Es war meistens etwa ein Meter Welle, manchmal kamen auch größere Wellen. Wir haben uns die Zeit etwas aufgeteilt, so dass wir abwechselnd schlafen konnten. Die beiden Nächte waren mondlos finster. Einer von uns hat immer den Radarschirm und die AIS Anzeige im Blick gehabt. Trotz der tollen Elektronik war es nötig, immer wieder am Horizont nach Lichtern zu suchen.

Am neunten Mai um 14 Uhr machten wir die Fastnet Lady im Handelshafen von Patras fest.